Eine französische Studie ergab bei Patienten mit Aorteninsuffizienz postinterventionell nach Implantation einer Transkatheter-Aortenklappen (TAVI) für die Mortalität eine hohe Vorhersagekraft durch eine Gerinnungsanalyse mittels Point of Care-Testung.
Einleitung:
Eine Aorteninsuffizienz postinterventionell nach Implantation einer Transkatheter-Aortenklappen (TAVI) tritt in 10 bis 20 Prozent der Fälle auf und ist mit einer höheren Wiederaufnahmerate ins Krankenhaus und einer erhöhten Mortalität verbunden. Gesucht wird ein Biomarker für die Prognosestellung in dieser klinischen Situation. Ein Verlust einer bestimmten Konfigurationsform des Willebrand-Faktors (HMW Multimer) wurde wegen der Assoziation mit einer Aorteninsuffizienz als interessante Substanz erkannt; diese kann mit einem Point of Care-Gerät (Gerinnungsanalyse) gemessen werden.
Methode:
Patienten, die sich an der Lille Universität, Frankreich, wegen Aortenstenose einer TAVI unterziehen mussten, wurden in einer im New England Journal of Medicine publizierten Studie mittels serieller Gerinnungsanalyse unmittelbar postinterventionell und klinischen Untersuchungen nachverfolgt. Die Gerinnungsanalysen bestanden in der Errechnung einer Ratio des Gerinnungsparameters zu gepoolten Plasma von Normalpersonen, der Bindungskapazität des Willebrand-Faktors zu Kollagen und die Verschlusszeit einer Öffnung im Messgerät in Anwesenheit von Adenosindiphosphat (CT-ADP) als Korrelat für den HMW Multimer-Plasmaspiegelabfall. Die klinischen Ereignisse nach einem Monat und einem Jahr wurden registriert.
Resultate:
Zwischen April 2012 und April 2014 wurden 183 Patienten einbezogen, 46 hatten nach der Intervention eine Aorteninsuffizienz, die interventionell nachbehandelt wurde und am Ende der Prozedur 26 Patienten mit einer Aorteninsuffizienz am Ende übrig ließ (14,2 Prozent). Das Durchschnittsalter lag bei 82 Jahren, 47,5 Prozent waren Männer. Die beiden Laborparameter CT-ADP und HMW Multimer Ratio unterschieden sich signifikant bei Patienten mit oder ohne Aorteninsuffizienz. Die Mortalität war bei Patienten mit einer HMW Multimer Ratio <0,8 dreimal höher als bei Patienten mit Werten darüber, Patienten mit einem CT-ADP Wert über 180 Sekunden hatten eine 3,5 fache Mortalität als Patienten mit einem Wert darüber.
Diskussion:
Die einfache Messung der verschiedenen Aggregatzustände mit Point of Care-Testung ermöglicht die Prognosestellung bei Patienten, die sich einer Aortenklappenersatzoperation unterziehen müssen. Die Autoren schließen aus diesen Daten auf eine hohe Vorhersagekraft durch eine Gerinnungsanalyse mittels Point of Care-Testung für die Mortalität postinterventionell und das Auftreten einer Aorteninsuffizienz. Diese Tests waren in der Vorhersagekraft besser als die transösophagiale Echokardiographie.
Rezensent:
Prim. Dr. Peter Dovjak, Leiter der Akutgeriatrie, Salzkammergutklinikum Gmunden
Literatur:
Van Belle et al.
Von Willebrand Factor Multimers during Transcatheter Aortic-Valve Replacement
N Engl J Med. 2016 Jul 28;375(4):335-44. doi: 10.1056/NEJMoa1505643.