Einleitung
Die endovaskuläre Therapie bei akuten Schlafanfällen mit großen Ischämiearealen (gemessen mit dem sogenannten Alberta Stroke Program Early Computed Tomographic Score – ASPECTS – über 6 und einem Skalenumfang von 0 -10) wurde bisher nicht durchgeführt wegen dem hohen Blutungsrisiko nach der Rekanalisation.
Methode
In dieser randomisierten multizentrischen Studie in Japan wurden Patienten mit einem akuten Schlaganfall und einem ASPECTS Wert zwischen 3-5 wurden einbezogen, randomisiert endovaskulär mittels Aspirationskatheter, Carotisstent oder intrakraniellen Stent gemäß der Entscheidung des Klinikers oder medizinisch behandelt und 120 Tage nachuntersucht.
Resultate
Das Durchschnittsalter lag bei 76 Jahren, der männliche Anteil lag bei 55, 7 %. Der mittlere ASPECT Wert lag bei 3. In der endovaskulär behandelten Gruppe hatten 31% geringe Funktionalitätseinbußen und 12,7% in der medizinisch behandelten Gruppe. Die Verschiebungstendenz zu niederen Funktionalitätswerten favorisierte die endovaskuläre Therapie. Blutungen traten in der endovasklulären Gruppe häufiger auf (58% versus 31,4%).
Diskussion
Die Autoren schließen aus den Daten auf eine signifikant bessere Funktionalität unter endovaskulärer Therapie von Patienten mit großen Ischämiearealen bei einem akuten Schlaganfall gegenüber der medizinischen Behandlung. Die hohe Anzahl an postinterventionellen Blutungen ist beachtlich. Wie im Editorial der gleichen Ausgabe von Schwamm E angemerkt wurde, ist auch der Dosisunterschied bei der Gabe von Alteplase – die japanischen Patienten erhielten nur 0,6 mg /kg KG im Vergleich zur üblichen Dosis von 0, 9 mg /kg KG – zu beachten, die das Ergebnis zu Ungunsten der medizinischen Behandlung verändern kann. Die Intervention von großen Schlaganfällen verursacht auch ethische Bedenken, da eine hohe Rate an Patienten mit schweren Funktionalitätseinbußen zwar überleben aber mit geringer Lebensqualität danach.
Literatur
Yoshimura S, Sakai N, Uchida K et al. Endovascular Therapy for Acute Stroke with Large Ischemic Region. N Engl J Med 2022; 386; 14: 1303-1313
Rezensent
Prim. Dr. Peter Dovjak, Leiter der Akutgeriatrie, Salzkammergut Klinikum Gmunden