Einleitung
Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass körperliche Betätigung den Behandlungserfolg bei Krebs verbessern kann. Es fehlt jedoch bislang eine eindeutige Evidenz.
Methoden
In dieser randomisierten Phase-3-Studie an 55 Zentren nahmen Patient:innen mit reseziertem Kolonkarzinom und abgeschlossener adjuvanter Chemotherapie über einen Zeitraum von drei Jahren entweder an einem strukturierten Bewegungsprogramm (Bewegungsgruppe) teil oder erhielten ausschließlich Gesundheitsschulungsmaterialien (Gesundheitsschulungsgruppe). Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben.
Ergebnisse
Von 2009 bis 2024 wurden insgesamt 889 Patient:innen randomisiert der Bewegungsgruppe (445 Patient:innen) oder der Gesundheitsschulungsgruppe (444 Patient:innen) zugewiesen. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7,9 Jahren war das krankheitsfreie Überleben in der Trainingsgruppe signifikant länger als in der Gesundheitserziehungsgruppe (Hazard Ratio für Krankheitsrezidiv, Neuerkrankung des Primärtumors oder Tod: 0,72; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,55 bis 0,94; p = 0,02). Das 5-Jahres-krankheitsfreie Überleben betrug 80,3 % in der Trainingsgruppe und 73,9 % in der Gesundheitserziehungsgruppe (Differenz: 6,4 Prozentpunkte; 95%-KI: 0,6 bis 12,2). Die Ergebnisse belegen ein längeres Gesamtüberleben in der Trainingsgruppe im Vergleich zur Gesundheitsschulungssgruppe (Hazard Ratio für Tod: 0,63; 95%-KI: 0,43 bis 0,94). Das 8-Jahres-Gesamtüberleben betrug 90,3 % in der Trainingsgruppe und 83,2 % in der Gesundheitsschulungsgruppe (Differenz 7,1 Prozentpunkte; 95%-KI 1,8–12,3). Muskuloskelettale Nebenwirkungen traten in der Trainingsgruppe häufiger auf als in der Gesundheitserziehungsgruppe (bei 18,5 % vs. 11,5 % der Patienten).
Schlussfolgerungen
Ein dreijähriges strukturiertes Trainingsprogramm, das kurz nach der adjuvanten Chemotherapie bei Dickdarmkrebs begonnen wurde, führte zu einem signifikant längeren krankheitsfreien Überleben und Ergebnissen, die mit einem längeren Gesamtüberleben vereinbar waren.
Kommentar
Wie Melinda L. Irwin im Editorial der gleichen Ausgabe des N Engl J Med schreibt, liefert diese Studie den endgültigen Beweis dafür, dass Bewegung über Operation und Chemotherapie hinaus zusätzliche Vorteile für das Gesamtüberleben bietet und gleichzeitig die Lebensqualität der Patient:innen verbessert. Das Ausmaß des Nutzens ist mit dem vieler zugelassener Krebstherapien vergleichbar. Weitere laufende Studien untersuchen den Einfluss von Bewegung, Ernährung und diätbedingter Gewichtsabnahme auf das krankheitsfreie Überleben bei Patient:innen mit Brust- oder Eierstockkrebs. Das dreijährige, teilweise überwachte aerobe Trainingsprogramm der Studie war für die Patient:innen mit einem Durchschnittsalter von 61 Jahren durchführbar. Der primäre Effekt von Bewegung war bei allen Patienten- und Behandlungsgruppen gleich, was darauf schließen lässt, dass Bewegung unabhängig von Alter oder Krankheitsstatus die Ergebnisse bei Patient:innen mit Dickdarmkrebs verbessern kann. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit, Bewegung in die Krebsbehandlung zu integrieren. Ärzte können Patient:innen an gemeindenahe Trainingsprogramme überweisen und bestehende Angebote wie die Herzrehabilitation nutzen oder anpassen. Ausgebildete Bewegungsberater sollten in die onkologischen Behandlungsteams integriert werden. Mit den fortschreitenden Fortschritten in der Onkologie muss Bewegung zu einem festen Bestandteil der Behandlung werden. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln.
Literatur
Courneya KS, Vardy JL, O’Callaghan CJ et al. CHALLENGE Investigators. Structured Exercise after Adjuvant Chemotherapy for Colon Cancer. N Engl J Med. 2025 Jul 3;393(1):13-25.
Irwin ML. Extending Cancer Survival with Exercise – Time for Oncology to Act. N Engl J Med. 2025 Jul 3;393(1):82-84.
Rezensent
Prim. Priv.Doz.Dr.Peter Dovjak, Leiter der Akutgeriatrie, Salzkammergut Klin