Einleitung:
Die Chemotherapie stellten einen wichtigen Teil der Behandlung metastasierender Lungen-oder Dickdarmkarzinome dar. Der Überlebensvorteil kann gemäß laufenden Studien in Wochen bis Monaten gemessen werden, ein palliativer Effekt geht mit der Behandlung unter gleichzeitigem Risiko für erhebliche Nebenwirkungen einher. Für die Aufklärung von Patienten ist ein realistisches Verständnis für die Vorteile nötig. Vorangegangene Studien bei Patienten mit soliden Tumoren zeigten bei betroffenen Patienten eine Überschätzung der Lebenserwartung. Die Erhebung sollte die Situation für Patienten mit fortgeschrittenen Tumore klären.
Methode:
Aus einem US-amerikanischen Tumorregister wurde in 5 Regionen, bei 5 großen Gesundheitsanbietern und in 15 medizinischen Einrichtungen für Veteranen in einer Kohorte von 10.000 Personen mit Lungen- oder Darmkrebs Patienten rekrutiert, wenn sie ein Stadium IV – metastasierendes Karzinom hatten und sich einer Chemotherapie unterzogen. Die Fragebögen wurden telefonisch durch professionelle Interviewer erhoben und die Likert-Skala für die Antworten verwendet.
Resultate:
Von den 1.193 Patienten waren 62 % Männer mit metastasierenden Lungenkarzinomen und 82 % über 55 Jahre alt. In der Gruppe mit metastasierenden Dickdarmkarzinomen waren 60 % Männer und 66 % über 55 Jahre alt. In der Gruppe mit Lungenkarzinomen gaben 69 % und in der Dickdarmkarzinomgruppe 81% Antworten, die inadäquat waren und nicht die fachliche Erwartung der gegeben Chemotherapie widerspiegelte. Im höheren Alter war die Rate sogar steigend.
Diskussion:
Die Studie zeigt, dass 69 % der Patienten mit metastasierenden Lungenkarzinomen unter Chemotherapie 4 Monate nach Beginn der Therapie und 81 % der Patienten mit metastasierenden Dickdarmkarzinomen unrealistische Erwartungen an die Überlebensrate und das kurative Potential der Chemotherapie hatten. Die Daten zeigten paradoxerweise eine höhere Rate an unrealistischen Erwartungen bei besserer Kommunikation mit dem behandelnden Arzt, das bedeutete in der Studie optimistischere Einschätzung durch den Arzt. Da Chemotherapien am Lebensende häufig eingesetzt werden, ist angesichts der Prognose und der vorliegenden Erkenntnisse das Kommunikationsverhalten zu überdenken.
Literatur:
Weeks JC, Catalano PJ, Cronin A, Finkelman MD, Mack JW, Keating NL, Schrag D
Patients‘ expectations about effects of chemotherapy for advanced cancer
N Engl J Med 2012;367:1616-1625.
zur Studie >>
Rezensent:
Prim. Dr. Peter Dovjak
Leiter der Akutgeriatrie LKH Gmunden
Email: peter.dovjak@gespag.at