Einleitung:
Die Kreislaufwiederbelebung mit Infusionen ist eine häufige Intervention an Intensivabteilungen. HAES ist die meistverwendete Kolloidlösung, die Anwendung ist aber wegen des Risikos einer akuten Nierenschädigung bedenklich.
Methode:
Eine Multizenter-Studie in 32 Spitälern in Australien und Neuseeland wurde prospektiv randomisiert und verblindet durchgeführt mit Parallelgruppen, in denen 0,9 prozentige Kochsalzlösung oder 6 % HAES zur Kreislaufwiederbelebung verwendet wurde. Patienten über 18 Jahre wurden einbezogen, wenn sie bei Aufnahme an eine Intensivabteilung eine Infusionstherapie zur Kreislaufwiederbelebung benötigten und vor dem Screening noch keine 1.000 ml HAES bekamen, noch keine Dialyse nötig war und keinen Hinweis auf intrazerebrale Blutung hatten. Nach Randomisierung erhielten sie 0,9 % Kochsalzlösung oder 6 % HAES maximal 50ml/kg Körpergewicht pro Tag und wurden über einen Zeitraum von 90 Tage beobachtet.
Resultate:
Von Dezember 2000 bis Jänner 2012 wurden 7.000 Patienten gescreent. 3.315 wurden in der HAES-Gruppe und 3.336 in der Kochsalzgruppe nachverfolgt. Das Durchschnittsalter lag bei 63,1 + 17 Jahre in der HAES-Gruppe bzw. 62,9 + 16,9 Jahrein der Kochsalzgruppe. 60 % waren Männer. Die Subgruppen wurden mit etwa 36 % Nierenschädigung, 29 % Sepsis, 8 % Traumata und 0,9 % Schädelhirntraumata, 15 % HAES Therapie vor Randomisierung und 18% mit einem APACHE-Score über 25 angegeben.
In der HAES Gruppe starben 18 %, in der Kochsalzgruppe 17 %. In der HAES-Gruppe benötigten 7 % eine Nierenersatztherapie, 5,8 % in der Kochsalzgruppe. Das Serumkreatinin war in der HAES-Gruppe gegenüber der Kochsalzgruppe signifikant erhöht. Die gesamte Nebenwirkungsrate war ebenfalls in der HAES-Gruppe mit 5,3% gegenüber der Kochsalzgruppe mit 2,8 % erhöht.
Diskussion:
Die Autoren schließen aus den Daten auf keine signifikante Differenz der beiden Substanzen bezüglich der 90-Tage-Mortalität an einer heterogenen Patientengruppe in den Intensivabteilungen. Allerdings benötigen 21 % mehr Patienten in der HAES-Gruppe eine Nierenersatztherapie. Die Wahl der Infusionstherapie zur Kreislaufwiederbelebung sollte daher nach Ansicht der Autoren sorgfältig überdacht werden, obschon die Nebenwirkungsrate die Kochsalzlösung günstiger erscheinen lässt.
Literatur:
Myburgh JA, Finfer S, Bellomo R, Billot L, Cass A, Gattas D, Glass P, Lipman J, Liu B, McArthur C, McGuinness S, Rajbhandari D, Taylor CB, Webb SA, the CI, the A, New Zealand Intensive Care Society Clinical Trials G
Hydroxyethyl starch or saline for fluid resuscitation in intensive care
N Engl J Med 2012;367:1901-1911
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Rezensent:
Prim. Dr. Peter Dovjak
Leiter der Akutgeriatrie LKH Gmunden
Email: peter.dovjak@gespag.at