Einleitung:
1997 wurde im Bundestaat Oregon die aktive Sterbehilfe unter dem Begriff „Death with Dignity“ legalisiert. Weiters nahm seit 2007 der Staat Washington an diesem Programm teil, in dessen Rahmen bisher 255 Patienten verstarben. Die vorliegende Studie evaluiert das neu eingeführte Programm an einem Zentrum in Washington.
Methode:
Nach umfangreichen internen Debatten und der Erstellung von Informationspaketen für Patientenanwälte, Angehörige und Patienten wurden nur eigene Patienten aus dem Zentrum akzeptiert, nicht aber externe Patienten, die nur zum Zweck der aktiven Sterbehilfe aufgenommen würden. Bei der Aufnahme wurde jeweils ein Patientenanwalt bestimmt, der den ganzen Prozess begleitete. Die Prognose von weniger als 6 Monaten Lebenserwartung wurde vom behandelnden Arzt gemäß Diagnose festgelegt, als auch den klaren Wille des Patienten, durch assistierten Selbstmord sterben zu wollen. Nach einer Warteperiode von 15 Tagen, in der ein organisiertes Abschiedsprogramm durchgeführt wurde, erfolgte die Verschreibung von Secobarbital und Ondansedron. Dieses Programm wurde durch Checklisten und eine umfangreiche Dokumentation evaluiert.
Resultate:
Zwischen März 2009 und Dezember 2011 beantragten 114 Patienten das Programm. Nach Evaluierung und Durchführung der Erstgespräche wurden 74 Personen ausgeschlossen. Das Alter der 40 beobachteten Patienten lag zwischen 42 und 91 Jahren, 55 % waren Männer. Alle hatten entsprechend der Spezialisierung des Zentrums eine fortgeschrittene Krebserkrankung und starben nach der Verschreibung von Secobarbital, aber nur 60 % konnten die verordnete Substanz noch einnehmen, ein Patient starb einen Tag nach der Einnahme. Die Rückmeldungen der Angehörigen waren durchwegs positiv, keine negative Meldung erfolgte. Kein Patient hatte gemäß der Krankengeschichte eine Depression oder war nicht mehr geschäftsfähig.
Diskussion:
Die Autoren schließen aus den Daten auf eine hohe Akzeptanz des Programms des assistierten Selbstmordes bei fortgeschrittener Krebserkrankung bei Angehörigen, Patienten und medizinischem Personal. Ursächlich dafür wird die ausführliche Vorbereitung und Begleitmaßnahmen postuliert.
Literatur:
Loggers ET, Starks H, Shannon-Dudley M, Back AL, Appelbaum FR, Stewart FM: Implementing a death with dignity program at a comprehensive cancer center. N Engl J Med 2013;368:1417-1424
Rezensent:
Prim. Dr. Peter Dovjak
Leiter der Akutgeriatrie LKH Gmunden
Vorstandsmitglied ÖGGG
E-Mail: peter.dovjak@gespag.at