Einleitung
Hochpathogene Influenzaviren des Typs A (H5N1) haben in den USA Infektionen bei Milchkühen und Geflügel verursacht, mit sporadischen Übertragung auf Menschen.
Methode
Daten von Patient:innen mit bestätigter A (H5N1)-Virusinfektion, die dem Centers for Disease Control and Prevention gemeldet wurden, wurden analysiert.
Resultate
Von 46 Patient:innen hatten 20 Kontakt mit infiziertem Geflügel, 25 mit infizierten oder vermutlich infizierten Milchkühen und 1 Patient hatte keine nachweisliche Exposition. Das Durchschnittsalter betrug 34 Jahre. Alle erkrankten nur leicht, niemand wurde hospitalisiert und keiner verstarb. Insgesamt 42 Patient:innen (93 %) hatten eine Bindehautentzündung, 22 (49 %) Fieber und 16 (36 %) Atemwegssymptome; 15 (33 %) hatten eine Bindehautentzündung alleine. Die mediane Krankheitsdauer betrug 4 Tage (Bereich: 1–8). Die meisten Patient:innen (87 %) erhielten Oseltamivir, die Behandlung wurde im Median 2 Tage nach Symptombeginn begonnen. Unter den 97 Haushaltskontakten der Patient:innen mit Tierkontakt wurden keine weiteren Fälle festgestellt. Die am häufigsten von Arbeiter:innen mit Kontakt zu infizierten Tieren getragene persönliche Schutzausrüstung (PSA) waren Handschuhe (71 %), Augenschutz (60 %) und Gesichtsmasken (47 %).
Diskussion
In den bisher identifizierten Fällen verursachten A(H5N1)-Viren in der Regel leichte, kurzzeitige Erkrankungen, meist Bindehautentzündungen, vorwiegend bei erwachsenen US-Amerikaner:innen, die Kontakt mit infizierten Tieren hatten. Die meisten Patient:innen erhielten umgehend eine antivirale Behandlung. Es gab keine Hinweise auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung von A(H5N1). Die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) bei beruflich exponierten Personen war suboptimal, was darauf hindeutet, dass zusätzliche Strategien zur Reduzierung des Expositionsrisikos erforderlich sind.
Kommentar
Wie Michael G. Ison und Jeanne Marrazzo im Editorial der gleichen Ausgabe des N Engl J Med schreiben wird die hochpathogene Influenza A(H5N1) erstmals 1997 registriert. Seitdem hat sie sich weltweit durch Zugvögel verbreitet und zu Infektionen bei Tieren auf allen Kontinenten geführt. Es sind nun mehr Menschen mit dem Virus in Kontakt gekommen. In Kanada war ein 13-jähriges Mädchen mit leichtem Asthma und Adipositas zunächst im Rahmen der der Infektion mit Konjunktivitis und Fieber erkrankt, das zu Atemversagen fortschritt. Sie wurde intubiert und erhielt eine extrakorporale Membranoxygenierung. Nach einer Behandlung mit Oseltamivir, Amantadin und Ba-Loxavir erholte sie sich. Die Sequenzierung eines Isolats aus den unteren Atemwegen, das 8 Tage nach Symptombeginn entnommen wurde, zeigte drei Mutationen, die möglicherweise mit erhöhter Virulenz und menschlicher Anpassung assoziiert sind. Diese Berichte zeigen mehrere kritische Aspekte der Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch das Virus. Erstens ist die Zusammenarbeit zwischen Forschern aus Human- und Veterinärmedizin, dem öffentlichen Gesundheitswesen, Gesundheitsdienstleistern und Berufsbehörden (insbesondere in der Landwirtschaft), wie die Fallserie in den Vereinigten Staaten zeigt, von größter Bedeutung. Zweitens unterstreichen die im kanadischen Fall nachgewiesenen Mutationen die dringende Notwendigkeit einer aufmerksamen Überwachung neu auftretender Mutationen. Glücklicherweise neutralisieren aktuelle Impfstoffkandidaten die zirkulierenden Stämme in vitro, und diese Stämme sind bisher empfindlich gegenüber antiviralen Wirkstoffen. Zirkulierende Isolate sind derzeit empfindlich auf alle zugelassenen Neuraminidase-Hemmer, Adamantane und Baloxavir-Marboxil.