Der Folder ist vergriffen.
Download: Basis Assessement
Es ist eine knappe und einfach zu handhabende Broschüre, die eine Arbeitsgruppe der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG) unter der Leitung von Prim. Dr. Katharina Pils erstellt hat – und doch beinhaltet sie eines der wichtigsten Instrumente, die der Geriatrie zur Verfügung stehen: das geriatrische Basisassessment.
Es dient dazu, beim älteren, multimorbiden Patienten eine umfassende Evaluation des Gesundheitszustandes in fünf Dimensionen – physisch, psychisch, sozial, ökonomisch und Selbsthilfefähigkeit – zu erfassen. „Ein Farbleitsystem dient als Orientierung.
Für jeden der zu erhebenden Bereiche wie Aktivitäten des täglichen Lebens oder Kognition stehen jeweils zwei Testinstrumente zur Verfügung, die alternativ verwendet werden können“, erklärt Pils. Ergänzt wird der Folder durch geriatrische Basisfragen, die eigentlich jedem Patienten über 60 gestellt werden müssten, um Frühwarnzeichen einer beginnenden Krankheit oder Verschlechterung des Allgemeinzustandes zu erfassen.
„Während das komplette geriatrische Assessment derzeit sicher noch multiprofessionellen Teams unter der Leitung eines Mediziners an den Abteilungen für Akutgeriatrie vorbehalten ist, können Teile daraus gut in der allgemeinmedizinischen Praxis eingesetzt werden, um einen ersten Überblick über die Situation zu erhalten“, meint Pils.
Einen „Timed up & Go-Test“ und einen Uhrentest durchzuführen nehme nur wenige Minuten in Anspruch, liefert aber im Sinne eines Basis-Screenings wichtige Anhaltspunkte.
Wichtige Ziele
Eines der wichtigsten Ziele des Basisassessments ist es, das Rehabilitationspotenzial des einzelnen Patienten zu erfassen – und in der Folge so weit als möglich auszuschöpfen. „Eigentlich sollte vor jeder Einweisung in eine Langzeitpflegeeinrichtung ein Basisassessment durchgeführt werden“, betont auch Dr. Thomas Frühwald von der Abteilung für Akutgeriatrie am Krankenhaus Hietzing/Geriatriezentrum am Wienerwald.
Handlungsbedarf definieren
Frühwald nennt zudem weitere Fragestellungen, in denen unbedingt das geriatrische Assessment eingesetzt werden sollte, um Diagnose und Therapieplanung zu erleichtern: „Dazu gehören etwa Patienten, die immer wieder hospitalisiert werden oder die aufgrund ihrer Multimorbidität eine Reihe von Medikamenten einnehmen müssen.
Auch plötzliche Leistungseinbußen, eine auftretende Verschlechterung der Selbsthilfefähigkeit, Gewichtsabnahmen oder Stürze bilden nach unserer Ansicht eine deutliche Indikation für eine geriatrische Abklärung mittels Basisassessment.“
Die Erfahrung zeigt auch, dass sich durch das Basisassessment Fehldiagnosen aufdecken lassen: „Mitunter wird eine akute Verwirrtheit in Folge eines Entzündungsprozesses als Demenzerkrankung festgestellt oder Depressionen als Demenzen verkannt“, berichtet Frühwald. Auch Stürze in Folge eines bis dahin unerkannten Morbus Parkinson leiteten erst durch das Assessment zur korrekten Diagnose. „Manchmal entdecken wir auch Defizite, die relativ einfach zu korrigieren sind, wie z.B. Visusprobleme oder Schwerhörigkeit.“
Im Prinzip, so Frühwald und Pils, gibt es nur wenige geriatrische Patienten, die von einem geriatrischen Assessment nicht profitieren: dazu zählen etwa jene mit terminalen Erkrankungen, fortgeschrittener Demenz oder intensivpflichtigen Erkrankungen. „Und selbstverständlich sollten die Patienten zur Mitarbeit bereit sein – das bedeutet, dass sie eingehend über den Zweck des Basisassessments informiert werden müssen“, fasst Frühwald zusammen.