Einleitung:
13 bis 40 % der Bevölkerung erleiden zumindest einmal im Leben eine Ischiasepisode, im Allgemeinen durch einen Bandscheibenvorfall bedingt. Die Prognose ist gut, die meisten Episoden klingen innerhalb von 8 Wochen ab. Chirurgische Interventionen sind in Fällen mit persistierenden Schmerzen indiziert. Mit oder ohne Operation ist in 15 bis 20 % der Fälle mit einem Rezidiv zu rechnen. Kernspintomographie (MRI) ist die Bildgebung der Wahl und wird häufig eingesetzt, obwohl zwischen Klinik und Befund keine große Korrelation besteht.20 bis 76 % der Patienten waren beschwerdefrei mit einer persistierenden Hernie. Daher wird die Indikation für die MRI in Frage gestellt.
Methode:
In einer multizentrischen Studie wurden Patienten, die eine Ischialgie über 6 bis 12 Wochen und eine klinisch dazu passende Bandscheibenherniation hatten, einbezogen. Es wurde randomisiert eine Operationsgruppe und eine konservativen Behandlungsgruppe gebildet. MRI-Untersuchungen wurden zu Beginn der Studie und ein Jahr danach durchgeführt.
Resultate:
Der Schweregrad der Ischialgie wurde mittels Score bestimmt (Roland Disability Questionnaire – RDQ mit einem Punktewert von 0 bis 23). 599 Patienten wurden gescreent, 283 randomisiert und 267 Daten konnten nach einem Jahr erhoben werden. Gemäß der Randomisierung wurden 131Personen operiert und 136 weiter konservativ behandelt. Das Durchschnittsalter betrug 41,7 in der Operationsgruppe und 43,2 in der konservativ behandelten Gruppe, davon waren 84 % Männer in der Operationsgruppe und 96 % Männer in der konservativ behandelten Gruppe. 84 % hatten nach einem Jahr ein zufriedenstellendes Ergebnis. 21 % der operierten und zufriedenen Patienten sowie 60 % der konservativ behandelten und zufriedenen Patienten hatten nach einem Jahr eine persistierende Hernie. Bei Patienten mit weiterhin vorhandenen Schmerzen war in 33 % der Fälle nach einem Jahr noch eine Hernie zu sehen – im Gegensatz zu 35 % bei den zufriedenen Patienten.
Diskussion:
Die Autoren schließen aus den Daten, dass das MRI ein Jahr nach der Behandlung eines Ischias nicht hilfreich ist, um zufriedene von noch schmerzgeplagten Patienten zu unterscheiden. Es hat keine therapeutische Konsequenz, sondern die Symptomatik entscheidet über die weitere Therapie.
Literatur:
el Barzouhi A, Vleggeert-Lankamp C, Lycklama a Nijeholt GJ et al
Magnetic Resonance Imaging in Follow up Assessment of Sciatica
N Engl J Med 2013;368: 999-1007
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Rezensent:
Prim. Dr. Peter Dovjak,
Leiter der Akutgeriatrie LKH Gmunden
Email: peter.dovjak@gespag.at