Referenz
Bolland MJ, Nisa Z, Mellar A, et al. Fracture Prevention with Infrequent Zoledronate in Women 50 to 60 Years of Age.
N Engl J Med. 2025;392(3):239–248. DOI: 10.1056/NEJMoa2407031
Einleitung
Viele osteoporotische Frakturen treten bei Frauen ohne bereits manifeste Osteoporose auf. Daher rückt die primärprophylaktische Knochengesundheit bei Frauen mittleren Alters zunehmend in den Fokus, insbesondere da diese Frakturen mit einem starken Morbiditäts- und Mortalitätsanstieg assoziiert sind. Zoledronat zeigt eine langanhaltende antiresorptive Wirkung – bisher meist im Rahmen jährlicher oder 18-monatiger Gaben. Ob eine deutlich seltenere Verabreichung vergleichbar wirksam – aber besser verträglich – ist, wurde in dieser Studie untersucht.
Methoden
In dieser prospektiven, doppelblinden, placebokontrollierten 10-jährigen Studie wurden 1054 postmenopausale Frauen im Alter von 50–60 Jahren mit normaler bis leicht verminderter Knochendichte (T-Score zwischen 0 und –2,5) untersucht. Die Probandinnen erhielten Zoledronat 5 mg entweder zu Beginn und nach 5 Jahren (Zoledronat–Zoledronat), nur einmalig zu Beginn (Zoledronat–Placebo) oder zweimal Placebo. Zielparameter war das Auftreten morphometrischer Wirbelfrakturen. Sekundäre Endpunkte waren weitere Frakturtypen und Knochendichteveränderungen.
Resultate
Nach 10 Jahren hatten nur 6,3 % (Zoledronat–Zoledronat) bzw. 6,6 % (Zoledronat–Placebo) eine neue morphometrische Wirbelfraktur erlitten, verglichen mit 11,1 % in der Placebo-Gruppe. Die relative Risikoreduktion betrug 44 % bzw. 41 %. Auch das Risiko für andere Frakturen war signifikant reduziert. Die Knochendichte blieb in den Zoledronat-Gruppen stabiler, und Marker des Knochenabbaus waren deutlich gesenkt – mit anhaltender Wirkung über den gesamten Zeitraum. Trotz der langanhaltenden Wirkung traten Nebenwirkungen nur nach der ersten Gabe auf – darunter in 1,1 % Uveitis und in 0,1 % Episcleritis. Weder nach der zweiten Gabe noch im Langzeitverlauf traten schwerwiegende unerwünschte Wirkungen wie Kiefernekrosen oder atypische Femurfrakturen auf. Dies unterstreicht das günstige Sicherheitsprofil bei seltener Anwendung.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass eine zweimalige Gabe von Zoledronat über einen Zeitraum von zehn Jahren ausreichend ist, um das Frakturrisiko signifikant zu senken – mit einer sehr niedrigen Nebenwirkungsrate. Im Vergleich zur herkömmlichen Jahresgabe bietet dieses Regime klinisch relevante Vorteile in Bezug auf Verträglichkeit, Patient:innenakzeptanz und Gesundheitsökonomie. Die antiresorptive Wirkung blieb auch nach nur einer Infusion über Jahre bestehen.
Kommentar
Diese Studie markiert einen potenziellen Wendepunkt in der Osteoporoseprävention. Für viele Frauen kann eine seltene intravenöse Therapie eine willkommene Alternative zu häufiger oraler oder parenteraler Medikation darstellen – insbesondere aufgrund der geringeren systemischen Belastung und der minimierten kumulativen Nebenwirkungsrate. Speziell für die Geriatrie ist eine frühe, nebenwirkungsarme Intervention, um das Frakturrisiko und die damit einhergehenden Komorbiditäten bereits vor der Hochrisikophase im Alter zu senken, von hohem Interesse. Dies kann einerseits dazu beitragen, die Lebensqualität zu erhalten bzw. zu verbessern und andererseits die mit Frakturen verbundenen Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren. Angesichts der hohen Therapietreue und der geringen systemischen Belastung könnte dieses Therapieschema eine attraktive Option für postmenopausale Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko – jedoch ohne manifeste Osteoporose – darstellen. Weitere Studien zur Übertragbarkeit auf ältere Patientinnen, Männer oder Personen mit manifester Osteoporose sind wünschenswert. Ebenso wären begleitende Untersuchungen zum Einfluss des Vitamin-D-Status und zu Lebensstilfaktoren zukünftig sinnvoll.
Von Dr. Felix Karsten